Alle Jahre wieder...

Weltkulturerbe Zeche Zollverein zu Weihnachten

…oder warum man besser nicht schon vorher wissen sollte wie das Weihnachtsdrama mal wieder wird.

Jede und jeder von Ihnen kennt wahrscheinlich die Situation, nach dem mal wieder missratenen Verwandtschaftsbesuch sagen zu können: „Habe ich doch vorher gewusst, dass das wieder so wird!“ Und nicht nur, dass man es gewusst hat, man hat es womöglich vorher den Mitreisenden mitgeteilt. War ja schließlich die vergangen 8 Jahre auch schon so. Und gerade bei den anstehenden Weihnachtsbesuchen haben diese Erzählungen wieder Konjunktur. Irgendeine Nervensäge trifft man immer, oder?

 

Wenn man es angeblich vorher schon wusste, stellen sich ein paar Fragen.

  1. Warum tue ich mir das eigentlich an? Wer nicht zu der statistischen Minderheit der Masochisten gehört, könnte ein einfaches Gegenrezept anwenden: Zu Hause bleiben. Und größtmöglichen Abstand zwischen sich und die Menschen bringen, die einem offenbar nicht guttun. Haben Sie schon einmal ernsthaft diese Option in den Raum gestellt? Und geprüft was wahrscheinlich die Konsequenzen wären, sich nicht für das alljährliche Schauspiel zur Verfügung zu stellen? Manchmal erfrischt alleine diese Ehrlichkeit schon die Situation. Wenn die Konsequenzenabwägung jedoch ergibt, dass der wahrscheinlich zu zahlende Preis einer Abstinenz - beispielsweise in Form von Geld- oder Liebesentzug – den Wohlfühlnutzen deutlich übersteigt, stellt sich eine zweite, nur auf den ersten Blick sehr ähnliche Frage.
  2. Wozu tue ich mir das eigentlich an? Während das „Warum“ der ersten Frage den Blick auf die ernüchternde Gewohnheitsvergangenheit richtet, stellt das Wozu die Sinnstiftung für die Zukunft in den Vordergrund. Da gibt es also etwas, für das es sich lohnen könnte, unangenehm Scheinendes In Kauf zu nehmen. Hinzu kommt, dass die Vergangenheit meistens bereits passiert ist, während die Zukunft noch gestaltbar ist und uns damit in eine aktivere Position versetzt, in der sich Menschen generell wohler fühlen. Und wenn wir ein Sinn-Wozu gefunden haben, dann gilt es, sich intensiv darauf zu konzentrieren und immer und immer wieder daran zu denken. Sei es das Erlebnis des wundervollen Geschmacks des Essens, dass es immer gibt (es hilft, sich das schon vorher mit allen Sinnen vorzustellen) oder der Urlaub am Meer, den man sich mit dem Geldgeschenk der Verwandtschaft eher leisten kann. Sicher fallen Ihnen passende Dinge ein. Und als Weihnachtskrönung dekorieren Sie am Tag des Ernstfalls die Nervensägen mit diesem Sinn-Wozu, wenn Sie auf sie treffen: So ein Weihnachtsbraten, der imaginär über der Person bei der Begrüßung kreist oder ein rauschendes Meer hat schon was. Vorsicht: Es könnte sein, dass sie dabei grinsen und ihre Fröhlichkeit erklären müssen…. Und zum Abschluss eine dritte Frage für die Weihnachtsvorbereitungen.
  3. Woher wissen Sie eigentlich schon vorher, dass es wieder endet, wie es immer endet? Genau, nur aus der Vergangenheit, denn die wenigsten von Ihnen dürften hellseherische Fähigkeiten haben. Unangenehmerweise kennt unser Gehirn nur eine Zeit: Das Jetzt. Wenn Sie jedoch immer wieder die Erlebnisse der Vergangenheit zitieren, erlebt Ihr Gehirn das immer wieder als Gegenwart und das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass in einer zukünftigen Gegenwart dann doch das nicht Gewünschte eintritt. Sie haben nämlich genau das trainiert und deshalb ruft das Gehirn dieses schon bekannte Programm ab. Das kennen wir als sich selbst erfüllende Prophezeiung. Also sollten Sie besser das trainieren, was Sie sich wünschen. Stellen Sie sich heute schon vor, wie der nächste Besuch bei den lieben Verwandten ein sensationell schönes Erlebnis wird. Denn auch die Zukunft erlebt unser Gehirn als Gegenwart. Malen Sie sich vielleicht auch schon die Fahrt dahin aus, die sie machen werden. Stellen Sie sich viele hilfreiche Einzelheiten des in diesem Jahr schönen Besuchs vor. Damit erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass Gewünschtes eintritt, denn damit haben Sie Ihr Gehirn trainiert. Und wenn es dann trotz Trainings anders kommt, weil die anderen das Unerwünschte trainiert haben, hatten Sie bis dahin wenigstens eine gute Zeit. Und die war im Regelfall sogar viel länger als der Besuch.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein sensationell frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr mit vielen Trainingseinheiten für Gewünschtes!

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